Wir kommen nicht gut in den Tag rein. Nach einem schönen Zeltplatz ist es häufig schwer, weil man weiß, dass der nächste Platz sehr wahrscheinlich nicht mithalten kann. Wir fahren nach Györ und finden dort einen netten Wasserspielplatz. Was wir nicht finden, ist Spiritus für unseren Kocher. Der geht nämlich zur Neige. Nachdem wir eine ganze Weile getobt haben, müssten wir eigentlich weiterfahren. Wir sind aber irgendwie unentschieden und der Große möchte auf keinen Fall in den Anhänger und schlafen. Er ist überhaupt nicht müde. Wir diskutieren, das Kind steigt ein und ist noch vor der nächsten Strašenecke im Tiefschlaf. Was nun? Wir beraten uns. Weiterfahren? Bleiben? Es ist sehr, sehr heiß und wir entscheiden uns fürs bleiben. Ich finde ein nettes Hotel, wir laden ab und durchstreifen die Stadt. Den „Stock im Eisen“ finden wir nicht und die Langos-Manufaktur hat ausgerechnet heute geschlossen.
Ich kaufe Fensterreiniger und wir versuchen diesen anzuzünden. Pustekuchen. Die Suche nach Brennstoff für unseren Kocher geht weiter. Wir gehen in ein Restaurant, welches uns von der Touristeninformation als typisch ungarisch und kinderfreundlich empfohlen wird. Es gibt dort Burger und Steak, wir entscheiden uns für Cordon Bleu und träumen von Langos. Immerhin gibt es hier überall alkoholfreies Radler zu kaufen.
Unser Hotel ist klein und fein und hat eine Spielecke für Kinder. Mit Mühe und Not eisen wir den Großen dort wieder raus und gehen ins Bett.
Das Frühstück ist ziemlich nett, der Große bekommt ein Schokocroissant geschenkt, ohne dass die Eltern es verhindern können. Oha.
Schnell wieder aufgeladen und schon sind wir unterwegs.
Neben dem Radweg ist ein OBI, ich finde zwischen Farben und Lacken unseren Brennspiritus.
Heute haben wir eine fiese Schotterstrecke vor uns. Wir fahren hoch konzentriert, überholen dabei ein paar Mietradradler und verlieren bei der ganzen Schuckelei tatsächlich eine unserer Fahnen. Endlich haben wir es geschafft. Pause machen wir in Böny neben einer der vielen Trinkwasserpumpen unter einem Baum (die Sonne brennt).
Kefir, Aprikosen und Weintrauben werden geteilt, die Kleine darf von jedem Eis einmal probieren. Einen Spielplatz haben wir leider nicht gefunden, aber auch so haben wir eine gute Zeit. Schnell wird hinten wieder geschlafen und wir fahren weiter. Dann die nächste Schotterstrecke, diesmal sogar ohne Schatten. Gut, dass die Kinder schlafen, sonst könnten sie jetzt viele neue Wörter lernen. Freddy zieht den Karren durch den Dreck. Mannometer. Dann endlich Asphalt, gespickt mit den schönsten Schlaglöchern seit langem. Die Sonne brennt und der Vater kurvt meisterhaft. Ich schaue auf die Karte, wir müssen uns entscheiden, noch mehr Schotter oder einen Umweg. Wir entscheiden uns einstimmig für den Umweg und sausen los. Die Kinder schlafen schon recht lang, als Freddy an einem Bahnübergang warten muss. Die Kinder wachen natürlich auf und wir planen Mal wieder um und steuern auf dem direkten Weg den nächsten Zeltplatz an. Der Weg dahin führt über einen sandigen Pfad und bald wünschen wir uns die Schlaglöcher zurück. Wir schieben, während die Laune im Anhänger langsam mäßig wird. Freddy glaubt schon, wir wären verloren und man würde uns erst in Jahren finden, als wir plötzlich aus dem Dickicht brechen und auf der Endhaltestelle einer Buslinie stehen. Der Busfahrer ist auch einigermaßen erstaunt, uns zu sehen. Nun muss noch 400m bis zum Zeltplatz. Dort angekommen sehen wir: den Zeltplatz gibt es nicht mehr. Ich sehe auf der Karte, das nebenan eine Gaststätte sein soll. Wir würden jetzt alles nehmen, finden aber ein sehr nettes Lokal mit Kinderecke und wirklich gutem Essen. Mit Gulasch im Bauch schmieden wir einen neuen Plan. Der nächste Zeltplatz ist in Komarom, das schaffen wir. Der Wetterbericht stimmt uns trotz verdächtig grauem Himmel zu.
Kaum sind wir losgefahren, fängt ein Gewitter an. Wir stellen uns mehrfach unter und werden trotzdem bis auf die Unterbuxe nassgeregnet. Die Laune im Anhänger sinkt rapide. In einer Bushaltestelle liest der Vater Pixi-Bücher vor, während ich mit steigender Verzweifelung Hotels anrufe. Alle sind voll belegt. Wir beschließen zur Not irgendwie im Zelt zu schlafen. Das lässt sich vielleicht auch im Regen aufbauen, ohne dass es nass wird. Ich frage auf dem Weg noch in einigen Hotels nach, alle sind „Fully booked“. Es regnet in Strömen. Der Zeltplatz steht unter Wasser, die Dame in der Rezeption schafft es tatsächlich noch ein Zimmer für uns zu finden. Nun sitzen wir im Trocknen und gehen morgen ins Thermalbad. Was ein Tag. Der hatte an vielen Stellen echt besser laufen können.
Ihr Lieben,
der letzte Tag klingt aufregend und beschwerlich. Sicher ist es in Ungarn ganz wunderbar und schön, aber ich denke im Sommer ist es dort sehr, sehr heiß. Und irgendwie scheint die Donau noch weiter nach Süden zu fließen. Wäre es möglich, dass ihr eure Route etwas ändert- vielleicht in Richtung Norden?
Liebe Grüße von eurer besorgten Mutter.