Gestern Abend gesellen sich noch ein paar Reiseradler zu uns. Die ersten zwei Jungens planen mit 120-160km pro Tag.
Der eine sieht aus, als könnte er das fahren und sogar mit Spass dabei, der andere sieht aus, als könnte er das ganze Unterfangen hart bereuen.
Da heute unser letzter Tag ist, verschenken wir unser After-Sun an die beiden. Noch nie, wirklich noch nie, wurde ich von einem mir fremden Mann so glücklich angeschaut. Sie saugen auch noch den letzten Tropfen des kühlen Nasses aus der Tube und cremen sich die verbrannte Haut ein.
Ein zweites Pärchen trifft ein. Die beiden haben bei der letzten Rast eine Armbanduhr verloren, daher werfen sie nur ihr Gepäck ab und sausen wieder zum Rastplatz zurück.
Am nächsten Morgen verstehe ich, warum die beiden Jungens so erfahren im eincremen wirkten. Ihr mageres Gepäck beinhaltet nämlich auch eine große Dose Vaseline, die großzügig auf den geschundenen Leibern verteilt wird. Mit deutlich unterschiedlicher Körpersprache machen sich die beiden auf den Weg.
Wir frühstücken gemeinsam mit dem uhrensuchenden Pärchen. Die beiden haben sich ein Jahr frei genommen und reisen jetzt dahin wo und wie sie wollen.
Nach dem Frühstück fahren wir Richtung Venlo, dies scheint fest in deutscher Hand zu sein. Wir essen noch ein letztes Mal Frikandel mit Pommes. Die Pommes werden vor Ort aus großen Kartoffeln selbst geschnitten. Kinder sind begeistert.
Der Regen setzt ein und wir fahren schnell zum Bahnhof. Mit dem RegionalExpress wollen wir ins Ruhrgebiet fahren. Der erste Zug fällt aus, der zweite hat Verspätung. Immer mehr Menschen und Menschen mit Fahrrädern kommen. Ich bekomme leichte Sorge, ob wir alle in den Zug passen.
Endlich kommt der Zug. Das eine Kind positioniert sich mit dem Vater vorne am Gleis, das andere mit mir hinten am Gleis. Der Zug kommt, Menschen können kaum aussteigen, das Gleis ist voll. Irgendwie schaffen das Kind und ich es in den Zug. Es ist rappelvoll. Die Türen schließen sich und ich sehe Freddy mit Kind draußen auf dem Gleis laufen. Oh, Mist.
Unter Vorspiegelung teilweise falscher Tatsachen („mein Kind ist schon im Zug“) gelingt es den beiden als letzte zuzusteigen. Freddy bekommt eine verdiente Abreibung vom Zugchef. Da der folgende Zug auch ausfallen wird, fühlt sich das nur halb so schlimm an.
In Wuppertal steigen wir um und schon sind wir in Nierenhof. Opa holt uns mit dem Rad am Zug ab. Noch einmal über die Berg und schon sind wir bei Oma und Opa!
Gefahren sind wir 309 km und alter Falter!
Jetzt werden erstmal Mückenlarven sortiert und Pläne für das nächste Jahr geschmiedet.