Archiv für den Monat: Juni 2016

Müde in Klaipeda

Heute sind wir über die Kurische Nehrung gefahren. Der litauische Teil ist ganz anders und nochmal deutlich schöner als der russische Teil. Zumindest für Radfahrer. Auf schmalen Waldwegen sind wir durch das Naturschutzgebiet gerollt.

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Landschaftlich wirklich paradiesisch. Als Mittagspause ist Motti mit Papa im Meer schwimmen gegangen. Super gut.

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Auf der Fähre von der Nehrung nach Klaipėda hat Motti mal wieder auf dem Kindersitz Platz nehmen dürfen. Er hüft darauf, als würde er Pferdchen reiten.

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Wir trafen eine Familie aus Weißrussland, die mit ihrem Kind (Mottis Alter) eine ähnliche Tour machen. Weißrussland, Riga, Vilnius, Kaliningrad, Warschau, Weißrussland. Aber die Kleine im Römer Kindersitz… Brrr.

Wenn wir mit Motti in Anhänger (ohne Rad) abends in die Stadt gehen, bekommen wir häufig mitleidige oder betroffene Blicke. Erst heute wurde uns klar, dass die Leute denken, der Anhänger sei ein Spezial-Kinderwagen für schwerbehinderte Kinder. Fahrradanhänger kennt man hier nämlich eher nicht.

Hier noch ein Bild von Angela Merkel als Kind aus Klaipėda. Aus Gründen.

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Endlich wieder zu Hause!

Hier das russische Äquivalent zum Erdbeerhäuschen.

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Nach laaangem rätseln haben wir endlich ausprobiert und es handelt sich um Malzbier! Ziemlich interessantes Malzbier. Übrigens gibt es in vielen Spätis/Kiosken Zapfhähne, an denen man sich eine frische Flasche zapfen lassen kann. Spannend.

Der „Radweg“ führte in Russland für ein paar Kilometer über die Autobahn (ernsthaft), aber super Asphalt.

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Russische Radwege sind sehr russisch. Freddy fährt kunstvoll drumherdurch.

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Heute haben wir Russland wieder verlassen. Wir zelten knapp hinter der Grenze nach Litauen. Und hoppala ist alles wieder äußerst europäisch. Es gibt Parkbänke und Radwege und sogar über Altglaskontainer freue ich mich doof. Habe beim Überschreiten der Grenze die Ode an die Freude gesummt.

Auch hier gibt es die gute kalte Rote Beete Suppe, die wir zu Hause sicher nachkochen werden. Nur puddinggefüllte Teilchen sind nicht in Sicht… Dafür gibt es sehr leckere schokoladenummantelte Quarkteilchen im Kühlregal.
Gestern haben wir eine Gruppe von fünf Jungs aus Berlin getroffen, die gemeinsam von Berlin mach Klaipėda fahren. Nette Truppe. Die zelten auch heute wieder mit uns. Motti hat hier auf dem Platz schon viele Spielkameraden und Sand zum essen gefunden. Ganz wunderprächtig.

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Jetzt fängt es an zu regnen, aber wir sind guter Dinge, dass wir morgen weiter auf der Kurischen Nehrung fahren können.

Die Badewanne Kaliningrads

Endlich sind wir am Meer!

Gestern haben wir unseren zweiten Versuch Richtung Swetlogorsk gestartet. Die Landschaft ist wunderschön. Es werden kaum Felder bestellt und die Natur ist entsprechend wild. Leider hat sich auch der Riesen-Bärenklau ausgebreitet, so dass wir uns kaum getraut haben, irgendwo eine Pause zu machen. Die einzige freie Stelle war eine Gedenkstätte zum 2. Weltkrieg und da wollten wir Motti dann auch nicht ewig rumturnen lassen.

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Der Weg zum Strand war „spannend“, aber Freddy hat Motti meisterhaft hindurch manövriert.

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Dann waren wir endlich am Meer. Motti war sogar baden und hat Wellen für super gut befunden.

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Den Campingplatz auf den wir wollten gab es nicht oder nicht mehr. Sehr gruselig. Zur Abwechslung sitzen wir also wieder im Hotel.
Die Urlaubstradition verlangt übrigens, dass wir warten bis Motti dir letzte Windel am Popo hat, bevor wir neue kaufen und er dann immer so guckt als würde er was erledigen. Nervenkitzel pur!

Zum Abschluss hier noch ein Exemplar aus der Kategorie Reifenkunst.

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Es gibt gute Tage, es gibt mittlere Tage und es gibt heute

Wir sitzen im Hotel Navigator an der Stadtgrenze von Kaliningrad.

Erst muss ich ja noch über die Duschen auf dem Museumsschiff schreiben. Je länger die Reise dauert, um so mehr Respekt habe ich vor Fliesenlegern und dem Fliesenleger-Handwerk. Jedes Badezimmer hier hält eine Überraschung für uns bereit. Ich freu mich schon fast auf das nächste. Die Museumsschiff-Duschen sind eine sehr angenehme Überraschung. Nigelnagelneu und riesig. Jede Dusche hatte eine Grundfläche von ca. 140cm x 160cm, unglaublich!
Hier Motti bei der Inspektion:

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Heute sind wir ziemlich spät los gekommen. Erst musste alles wieder vom Schiff und den Schlüssel mussten wir ja auch noch abgeben. Endlich startklar haben wir unsere Räder dann bei brütender Hitze durch Kaliningrad geschoben. Fahren ist ja nicht erlaubt.
Ewigkeiten später waren wir dann auf der Schnellstraße und nur ein Autobahnkreuz später auch schon wieder runter.
Wir sind dann über die Dörfer geradelt. Es fing an zu regnen, aber dank leichtem Gegenwind sind wir unter dem Schlimmsten drunter durch getaucht.
Nach halber Strecke drehte der Wind auf vollen Gegenwind und plötzlich war es halb vier (wir Idioten hatten die Zeitumstellung vergessen, es war erst halb drei!). Wir wurden kurz panisch und beschlossen auf die Bahn umzusteigen. Viele, sehr hilfsbereite Menschen wiesen uns den Weg mit Händen und Füßen. Nur leider nicht in die richtige Richtung. Wir fuhren ein ganzes Stück zurück, nur um zu erfahren, das der Zug nach Svetlogosk noch nie von diesem Bahnhof fuhr. Wir wurden noch panischer und fuhren noch weiter zurück, bis wir wieder vor dem Hotel standen, vor dem wir heute bereits unsere erste Pause verbrachten. Auf dem Weg kam uns übrigens der Rückreiseverkehr vom Seebad Svelenogosk entgegen. Eine Karosse nobler als die nächste. Wir sind gespannt.
Fazit: Über 50km gefahren, aber nur bis zum Stadtrand gekommen. Mist.

Eine Nacht im Museum

Gestern Morgen haben wir uns ja in Frombork in Richtung Grenze aufgemacht. Wir hatten recht schnell gepackt und saßen trotz quatschender Reiseradler (Räder, Route, Tipps, Räder, Tipps, Route) recht früh im Sattel. Zu den Tipps gehörte, dass man auf keinen Fall den Campingplatz in Kaliningrad ansteuern sollte. Es gäbe kein fließendes Wasser. Wir also das Handy raus und das WLAN genutzt, dass uns unser Platzwart (der aussah, wie ein solider Unix-Admin) zur Verfügung gestellt hat. Wir haben die erstbeste Unterkunft gebucht, eine Kajüte auf einem Schiff. Unsere Kaliningrader Zelt-Nachbarn meinten aber, das Schiff wäre ein Museum und sie könnten sich kaum vorstellen, dass man da übernachten kann.
Wir haben den Gedanken verdrängt und sind erstmal Richtung Grenze.

Im Rossmann in Braniewo (ja gibt es hier, überall) haben wir die letzten Zloty für Kekse, Deo und Sonnenmilch auf den Kopf gehauen. In Braniewo war alles voller bestgekleideter Jugendlicher. Nach einer Weile wurde klar, dass diese alle ihr Zeugnis in der Hand hielten und ein Endlich-Ferien-Gesicht hatten.

Der Zoll war unerwartet unspektakulär. Wir durften mit den Rädern an der Autoschlange vorbei und ganz nach vorne. Eigentlich wollten wir Motti ja schmuggeln, aber am letzten Kontrollposten hat dann der Obergrenzbeamte doch noch einen Blick in den Anhänger geworfen und wir waren froh, auch für Motti ein Visum zu haben.
Auf russischer Seite angekommen sind wir dann nahtlos von „tak“ auf „da“ umgestiegen. Naja fast nahtlos.

Hinter der Grenze wollten wir mit dem Rad nur bis Laduschkin fahren, der Straßenbelag ist zwar perfekt, aber die Autofahrer halten deutlich weniger Abstand beim überholen. Wir gehen auf Nummer sicher und nehmen für die letzten dreißig Kilometer bis Kaliningrad den Zug. Dieser fährt zweimal am Tag ab Laduschkin. Unsere Kaliningrader Bekannten hatten uns netterweise die Abfahrtzeiten heraus gesucht. Wir planen den ersten Zug um 16:45 Uhr zu nehmen. Kaliningrad hat aber eine Stunde Zeitverschiebung, also mussten wir quasi schon um 15:45 Uhr da sein. Also nichts wie los die hügelige Schnellstraße entlang.
In Laduschkin angekommen besorgten wir Rubel, Joghurt und Birnen für unsere Zugfahrt. Vor dem Bahnhof stand eine Frau und verkaufte Bier vom Fass. Am Bahnhof trafen wir dann Tania und Michail aus Kaliningrad wieder. Wer nicht kam, war der Zug. Wir wurden nervös. Sehr nervös. Um viertel nach fünf kam dann der Zug und gemeinsam wuchteten wir panisch und in windeseile vier Fahrräder, Gepäck und Mottis Anhänger hoch in den Wagen. Nach nicht mal zwei Minuten war alles verstaut.

Und dann? Dann passierte Nichts. Der Zug stand. Und so lernten wir, dass in Russland Zugfahrpläne manchmal in Moskauer Zeit angegeben werden. Der Zug rollte also pünktlich eine halbe Stunde später um 17:45 aus dem Bahnhof. Meine armen Nerven.
Die Zugfahrt war aber schön und günstig! 120 Rubel für zwei Mann und zwei Fahrräder. Soviel zahlt man hier auch für eine Tasse Kaffee oder drei Bananen. Die anderen Fahrgäste waren allesamt alte Frauen mit großen Taschen voller Zuccini und anderem Gemüse, die Verwandtschaft auf dem Land besucht haben und nun auf dem Weg zurück in die Stadt waren.

In Kaliningrad dann alles hektisch wieder aus dem Zug gewuchtet. Tanias Neffe wartete am Bahnhof, um uns zu helfen. Tania und Michail haben uns dann sogar noch zu unserem Schiff gebracht. Quer durch Kaliningrad. Im Stadtzentrum darf man sein Rad übrigens nur schieben. Insbesondere über Zebrastreifen. Also schieben wir.

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Am Schiff angekommen, merken wir dass wir „you are very lucky“ sind. Auf dem Schiff finden gerade Dreharbeiten zu einer russischen Fernsehserie statt. Und es sind Stars da!!! Wir geben uns von der geballten Ladung russischer Filmgrößen unbeeindruckt und suchen unsere Kajüte auf. Nichts wie unter die Dusche. Und wow: diese Duschen hatte ich auf einem Museumsschiff definitiv nicht erwartet. Foto folgt.
Abends gehen wir Borscht essen und nach eine Nacht im Stockbett sitzen wir jetzt auf der Kant-Insel im Schatten, futtern russische Süßigkeiten und genießen unseren Urlaub.

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Russische Liebesschlösser sind russisch.

…und deutsche Touristen

Heute Nacht haben wir in Frombork geschlafen. Hier gibt es einen Dom, das Kopernikus-Museum und andere Reiseradler!!! Wir teilten uns den Platz mit zwei Sachsen, einem Berliner, zwei Belgiern und zwei Russen aus der Exklave Kaliningrad. Und genau dahin machen wir uns jetzt auf den Weg. Ab Laduschkin werden wir aber vermutlich mit dem Zug fahren, da die Straßenbeschaffenheit sehr fragwürdig sein soll. In Russland gibt es eine kleine Blogpause, weil nicht EU, wir melden uns in ein paar Tagen.
Alle sind bester Laune, meine Beine sind braun und die Füße sind weiß. Radler-Teint!

Wir haben das Meer gesehen!

Naja, das Haff. Eigentlich wollten wir ja von Elblag aus mit der Bahn weiter fahren, da wir uns die Elbinger Höhen nicht zugetraut haben. Aber nun sind wir doch mit dem Rad in Richtung Küste weiter, sitzen auf eben jener Elbinger Höhe und werden gleich zum Haff runter sausen. Motti hat Karotten für sich entdeckt und nagt nun eine nach der anderen und ist bester Laune.

Wir haben das Meer gesehen!

Naja, das Haff. Eigentlich wollten wir ja von Elblag aus mit der Bahn weiter fahren, da wir uns die Elbinger Höhen nicht zugetraut haben. Aber nun sind wir doch mit dem Rad in Richtung Küste weiter, sitzen auf eben jener Elbinger Höhe und werden gleich zum Haff runter sausen. Motti hat Karotten für sich entdeckt und nagt nun eine nach der anderen und ist bester Laune.

Den Tiefpunkt haben wir hinter uns.

Gestern Morgen sind wir erstaunlich gut losgekommen, so dass wir dann bereits Mittags in Biala Gora an der Schleuse saßen und nicht wussten wohin mit unserer Zeit. Bis Elblag würden wir es nicht schaffen und das nächste Hotel war ausgebucht (wir rufen jetzt immer vorher an). Also sind wir spontan nach Malborg (Marienburg) gefahren um uns die Marienburg anzuschauen. Bereits drei Regengüsse später standen wir mit anderen deutschen Touristen vor der Marienburg und bewunderten die Souvenirstände mit Holzschwertern und Prinzessinnen-Kostümen. Gut, dass Motti für sowas noch zu klein ist.
In der Burg haben wir dann festgestellt, dass wir vergessen haben, die Räder auf dem Campingplatz abzuschließen. Freddy ist dann mit Motti noch einmal zurück geeilt und ich hab mir in Ruhe (endlich Elternzeit!) das Refektorium und die Toilette des Hochmeisters angesehen.
Dir Nacht war ruhig, aber morgens entpuppten sich unsere Nachbarn allesamt als Deutsche und die wollten reden. Daher sind wir sehr, sehr spät losgekommen. Dabei hatten wir für heute eine lange Etappe von etwa 70km bis Elblag bis zum nächsten Campinplatz geplant. Der direkte Weg über die Schnellstraße wäre zwar nur ca.30km, aber viel zu gefährlich für uns.
Endlich auf dem Rad fanden wir erst den Weg nicht, dann war Motti wieder wach und wir mussten Pause machen und toben. Im Park des Gutshauses in Waplewo Wielke wurden wir geduldet und wir konnten zuschauen, wie sie Hausherrin den mehrere Hektar großen Park mit einem Handrasenmäher bearbeitete. Sehr meditativ.
In Dziergon aßen wir ein Eis (immer nur Puddingteilchen ist auf Dauer ungesund) und plötzlich war es kurz nach drei. Es folgte der Tiefpunkt der Reise.

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Zumindest aber der tiefste Punkt Polens. Und nun sitzen wir mit Pirogen im Bauch in Elblag auf dem Campingplatz und beobachten ältere Herrschaften, die in der WLAN-Zone sitzen und ihre Geräte massieren. Es kann sich nur noch um wenige Jahre handeln, bis auch hier der „Offline-Urlaub“ ankommt. In der Zwischenzeit lassen wir uns vom zwitschern der eintreffenden WhatsApp-Nachrichten in den Schlaf begleiten…

Spezialgeschäfte in Polen

Heute war Regentag, also sind wir in Kwidzyn geblieben.

So wie der Deutsche seinen Vino am liebsten im kleinen italienischen Feinkostladen kauft, scheint auch der Pole seine Spezialgeschäfte mit Nationalitäten zu verbinden.

In diesem Fall ist uns aufgefallen, dass original Deutsche Chemikalien (also Wasch- und Putzmittel¹) hier etwas ganz besonderes sind:

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Diese Läden führen dann zum Beispiel Direkt-Importe (d.h. Edeka Eigenmarke „gut und günstig“) oder große Marken mit schwarz-rot-goldenem Aufkleber der die „deutsche Formel“ anpreist.

¹ Haribo und Capri-Sonne hat dieser Laden auch. Im weitesten Sinne also korrekt.