Archiv für den Monat: Juli 2016

Hoch am Himmel, tief auf der Erde…

…überall ist Sonnenschein. Meistens. 

Gestern Nacht hat es bereits ausführlich geregnet und wir haben uns sehr gefreut, mit ein paar Sonnenstrahlen aus dem Zelt zu kriechen. Zum Frühstück gibt es Frischkäse, ein Schokocroissant und deutsche Touristen. Wir finden eine Waage mit Fleischerhaken und wiegen alle unsere Packtaschen und zur Sicherheit auch unsere Fahrräder. Stellt sich raus, dass so ein Reiserad das Flugzeuglimit von 20 kg übersteigen kann. Werden wir die Sättel und sonstigen Kram wohl abmontieren müssen. Yay.

Los geht es dann Richtung Linnamäe. Wir bemerken, dass wir von einer fiesen Regenwolken verfolgt werden und treten in die Pedale. Wir brausen über offene Felder ohne Unterstand weit und breit. Am Horizont erscheint ein Supermarkt und wir legen noch eine Schüppe drauf. Kaum sind wir angekommen und haben das schlafende Kind aus dem Anhänger gezogen, geht es auch schon los. Ein ordentlicher Platzregen geht nieder. Wir schnappen uns einen Einkaufswagen und beginnen mit dem langsamsten (Gründlichkeit!) Einkauf unserer Reise. Spülmaschinendeo, Bratschläuche, Fertigrisotto?  Brauchen wir nicht. Wir packen Nudeln, Schokolade, Chipse, alkoholfreies Dunkelbier und Bratapfeljogurt ein. Nach einer Weile bekommen wir Hunger und fangen einfach schon mal an zu essen… Kümmelkekse und Möhren-Sanddorn-Smoothie. Ganz wunderbar. Motti wird langweilig und wir überlegen, einen 10 kg Zuckersack zu kaufen, um einen Sandkasten zu improvisieren.

Dann ist plötzlich außer uns niemand mehr im Laden. Der Blitz hat ins Kassensystem eingeschlagen und die Kassiererinnen haben die Eingangstür abgeschlossen.


Na super. Das stehen wir also, Wagen voll, die ersten Einkäufe sind schon im Bauch nur bezahlen können wir nicht. Die Verkäuferinnen haben ein Einsehen mit uns. Wir laden Schokolade und Schipse wieder aus (aber das Bier kommt mit) und schreiben die PLU-Nummern unserer Einkäufe ab. Mit dem Taschenrechner wird dann zusammengerechnet. Puh.

Jetzt sind wir am Meer in einem Bungalow/Konferenzzentrum und essen auf der Bowlingbahn Burger. Mal wieder ist Alles gut.

P.S.: Bis jetzt wurden erst zwei Raupen aus dem vorherigem Beitrag erraten (Gründlichkeit!). Wir freuen uns weiterhin über Mithilfe.

Gründlichkeit

Eine wunderschöne Frau hat einmal gesagt: „Wenn man etwas nur gründlich genug macht, dann muss man es nicht noch einmal machen.“. Und so sind wir gründlich, sehr gründlich und die schöne Frau war ich. Wir haben uns nach Sareema auch Hiiuma angeschaut. Wir haben am Meer gezeltet und einen Regentag im Gästehaus abgewettert. Wir haben Raupen und Felsen gesehen. Viele Felsen. Wir haben Käsitöö bewundert und gegessen. Allergründlichst. Und so konnten wir uns heute guten Gewissens von den Inseln verabschieden.


Wir sind mit der Fähre Richtung Happsalu (Ich singe schon den ganzen Tag Waterloo von ABBA) und sitzen nun im Sommerrestaurant an der Promenade. Es gibt ein Spielzimmer (elterngerecht mit viel Holz und wenig Plaste), Motti hat aber trotzdem Spaß. Heute Nacht bleiben wir hier und dann geht es im Schneckentempo weiter. Zum einen macht Motti nur noch zwei Schläfchen am Tag (wir fahren nur mit schlafenden Kind) zum anderen haben wir endlich Ziel der Reise und Abreisetag festgelegt. In ca. 1,5 Wochen fliegen wir wieder zu Hause ein!

Hier noch ein paar Raupenrätsel. Was für ein Schmetterling verbirgt sich hier?

1. Rot-Schwarzer Riese

2. Oranger Flokati

3. Ringel machen schlank

4. Noch ein Riese, diesmal in orange-schwarz

4. Diese Raupe hatte einen „Falschen Kopf“ auf dem Po.

5.Grün- Schwarz-Orange- Koalition
Koalition

Über Lösungen zum Raupenrätsel freuen wir und sehr!!!

Meeresrauschen

Nach unserem Ausflug an die Südspitze sind wir ersteinmal wieder auf dem 4 Sterne Zeltplatz gelandet. Es war sehr merkwürdig zweimal an derselben Stelle zu zelten. Motti ist aber gleich Richtung Sandkasten abgedüst und wir haben Wäsche gewaschen. Mit der Maschine! Abends gab es Gemüseeintopf und ein schönes Lagerfeuer.

Vorgestern sind wir dann auf die Nordseite der Insel gefahren und hatten dort einen wunderschönen Zeltplatz direkt am Meer. Motti bekam Badewasser auf dem Lagerfeuer gekocht und selbstgepflückte Blaubeeren gab es auch. 

Gestern sind wir dann bis kurz vor Leisi gefahren, wir zelteten mit lauter anderen Reiseradlern direkt am Meer und quatschen abends am Lagerfeuer viel zu viel. Heute Mittag sind wir mit der Fähre nach Hiiumaa übergesetzt und jetzt zelten wir mal wieder privat und mit Dusche. Irgendwie ist im Moment alles ruhig, entspannt und unspektakulär. Wir genießen.
Ah, es ist doch was passiert! Uns kam ein russisches Pärchen entgegen die mit ihrem beiden Kindern (1 und 4) im Anhänger unterwegs waren. Wir hatten leider keine gemeinsame Sprache, haben uns aber unwahrscheinlich über einander gefreut.

 

4 Sterne deluxe

Vorgestern haben wir (mal wieder) auf einem Ponyhof übernachtet. Wir teilten dieses Schicksal mit einem litauischen Reiseradlerpärchen und einem Reiseradler aus Finnland, der zwar kaum Englisch sprach sich dadurch aber nicht aufhalten ließ. Wir radebrechten ausgiebig und es setzte sich der bereits gewonnene Eindruck fort, dass Finnen die heimlichen Quatschnasen unter den Skandinaviern sein könnten…

Morgens gab es Brot mit salziger Butter. Der gekaufte Bananenquark stellt sich leider als Bananenpaste heraus, mit der man wohl Bananenmilch macht. Lecker, aber als Brotaufstrich untauglich.

Danach schauten wir uns die Meteoritenkrater von Kaali an. Die sind mittelgroß und mittelvoll mit deutschen Touristen.

Zum Abend landeten wir aus Versehen auf einem Vier-Sterne-Campingplatz. Es wurde deutsch und natürlich niederländisch gesprochen. In der WLan-Area bearbeitetn Senioren ihre Tippgeräte und das Olivenöl, das wir uns von unseren Zeltnachbarn aus Steglitz leihen ist deutsch und Bio, natürlich.

Immerhin gab es einen super Sandkasten und zwei finnisch-französische Folgen des Erasmus-Programs zum spielen. 

Heute sind wir an die Südspitze von Saaremaa gefahren. Dort war es windig und voll mit Touristen. Wir finden eine sehr schöne ruhige Ecke und feiern Geburtstag. Es gibt Zitronenkuchen und ein Holzauto mit echten Rädern. Viel besser kommen allerdings unsere Partyhüte und die Tröten an.

Der Zeltplatz von heute ist mal wieder so eine Sache. Manchmal sind wir uns nicht sicher, ob wir wirklich auf dem Zeltplatz des Dorfes gelandet sind. Wir schlafen heute auf jeden Fall zwischen Dorfladen und Dorfbühne, beides ca. 10m² groß. Die Leute hier hier (Finn-Esten, die eigentlich in Stockholm wohnen) sind sehr nett und haben mit uns gequatscht und gewippt. Zu Abend gab es dann Mottis Lieblingsessen: Nudeln mit Ricotta.

English for Runaways

Gestern haben wir unseren ersten Stop an den Steilklippen von Muhu gemacht. Diese waren laut Infotafel in den 60er-Jahren recht imposant, sind aber mittlerweile von Wacholder überwuchert. 

Wir spazieren mit Motti in der Trage über schmale Wanderwege und suchen Orchideen-Gewächse (wir finden nur drei von 30). 

Eine Trichterspinne lässt sich auch blicken:

Ein netter Este, der ein Schafsgatter installiert, entschuldigt sich bei uns dafür, dass Esten unfreundlich sind. Können wir bis jetzt nicht bestätigen.
Wieder auf dem Rad bemerken wir, dass unser Wasservorrat zur Neige geht. Vor einer Lagerhalle steht ein Mann, den fragen wir nach einem „Shop“. Es ist der schafsgatter-installierende Este. Er ruft erfreut aus: “ Yes! This ist my shop! I do metal work here!“ wir werden zu einer Werkstattbesichtigung eingeladen und bekommen die schönsten CNC-Fräsen Muhus gezeigt. Motti bekommt das handgemachte Glockenspiel vorgeführt und Wasser gibt es auch. Wir nächtigen in Koguva und Motti freut sich an den vielen Kindern unserer polnischen Nachbarn.

Glockenspiel:

Heute Mittag sind wir über einen 4km langen Damm zur Nachbarinsel Sareema gefahren und machen nun Mittagspause in Orissare.
Glasklare Ostsee:

Fahrradromantik:

Muhu, Insel der Geister

Endlich hatten wir unseren ersten Platten! Gleich auf den ersten 100m hat Motti sich einen Dornen im linken Reifen eingefahren. Nut gut, dass er bereits nach 50m eingeschlafen war. So wird der Anhänger aufgebockt und wir wechseln im gefühlten Morgengrauen und bei Nieselregen den Schlauch. Währenddessen ziehen die restalkoholisierten Übrigbleibsel der Betriebsfeier langsam an uns vorbei. Ein Schauspiel.

Ohne weitere Zwischenfälle fahren wir über Schotterpisten durch das Naturschutzgebiet. Wir sehen Raupen und Vögel und haben eine gute Zeit.

Von Virtsu nehmen wir die Fähre nach Muhu. Auf der Fähre essen wir mitgebrachten Jogurt in der Geschmacksrichtung Nuss-Brot und reden mit anderen Reiseradlern. Wir nächtigen auf einem Ponyhof (Pferdemädchen!!) und Motti wird beim Frühstück von einem in Finnland lebenden Japaner auf dem Teppich durch den Raum gezogen.
Freddy sagt, ich soll schreiben, dass ich mir die Haare wusch. Find ich gar nicht so besonders, mach ich grad doch fast jede Woche.

Otter!

Kurz hinter der deutsch-polnischen Grenze steht ein Schild „Achtung! Otter“ oder so ähnlich. Und seit diesem Schild heißt es, wer einen Otter sieht muss nicht spülen. Plötzlich sah jedes überfahrene Tier einem Otter verflucht ähnlich und war es noch so geflügelt.

Heute aber ist es passiert! Vor uns überquert ein Otter sogar mit Fisch im Mund die Straße! Welch Freude!

Wir besuchen ein Museum, der Hausherr sitzt davor und freut sich sehr, dass wir es besichtigen wollen. Er schließt uns auf und wir begutachten seine schönsten Flohmarktfunde. Wir haben auch hier viel Freude und Motti bekommt eine Scheibe Wachholderholz geschenkt. Das riecht gut.

Wir finden ein Second Hand Geschäft und finden ein schwedisches Bilderbuch für Motti. Es wir geblättert hin und her und wieder zurück und hat viel Freude.

Heute schlafen wir neben dem Betriebsfest einer Bootsmotorfirma am Strand. Die Band spielt gerade „Griechischer Wein“ auf estnisch. Nicht so viel Freude.

Es lebe das Matriarchat!

Kihnu fanden wir ganz zauberhaft. Die Frauen tragen wunderschöne Trachtenröcke, führen die Inselgeschäfte und fahren Motorrad (mit Beiwagen, in diesem dann eine weitere Frau mit Trachtenrock). Die Männer waren nicht zu sehen (Fischerei).

Wir sausen mit dem Rad durch verwunschene Wälder und brausen über kleine Felder. Abends gibt es Sojenka und Mikrowellenburger. Die Küche im Restaurant der Insel ist unter der Woche nämlich ab 19:00 Uhr zu. 

Am nächsten Morgen klettert Freddy auf den Leuchtturm und Motti und ich teilen uns einen Räucherfisch.

Gestern Abend kochten wir dann lieber selbst. Ich wollte gerne Nudeln mit Käse-Sahne-Soße kochen, wusste aber nicht hinter welchem Milchprodukt sich die Sahne verbirgt. Ich bitte um Hilfe und man sagt mir, ich solle doch Majonäse nehmen. Die Balten und ihre Majo, ein Mysterium. 
Abends machen wir Lagerfeuer mit ein paar Esten und Motti hat seit Tagen endlich mal wieder eine gute Nacht. Zahn Nummer 7 scheint sich zu melden.

 Kihnu ist wahrlich zauberhaft. Zumindest von Donnerstag bis Samstag Morgen. Beim Betreten der Fähre zurück zum Festland kommen uns Scharen von Wochenendurlaubern entgegen. 

Schiffchen fahren

Gestern haben wir in Pärnu Station gemacht. Pärnu ist der Haupturlaubsort der Esten. Mit Promenade und Allem. Auf dem Weg dorthin haben wir uns für ein paar Kilometer einem schwer gepackten Altersteilzeitduo angeschlossen (nicht Rentner! das scheint wichtig zu sein). Die beiden brettern die Straße entlang und wenn sie dann doch mal anhalten, dann quietschen die Bremsen. Die beiden quatschen gern und wir quatschen gerne mit, bis Motti wach wird und wir in den Wald abbiegen. Wir sammeln viele Blaubeeren und Motti schiebt die eine Hälfte in den Mund und die andere in den Halsausschnitt. Abends hat er dann von innen und außen einen Blaubeerbauch.

Frisch gestärkt fahren wir also nach Pärnu zum Touristen gucken. Wir zelten zusammen mit einer finnischen Familie in einem Garten in der Innenstadt. Zum Abend schauen wir uns das Museum für Moderne Kunst an.

Heute Morgen sind wir gen Süden aufgebrochen. Es gibt endlich mal Gegenwind. Alle uns entgegen kommenden Radreisenden loben uns für unsere geschickte Streckenwahl (Hauptwindrichtung beachtet yeah!).

Gerade sind wir auf der Fähre nach Kihnu, einem kleinen vorgelagerten Inselchen. Hier gibt es Internet und Motti passt vermutlich nicht durch die Gitterstäbe.

National Heritage

Gestern haben wir einen Negativrekord aufgestellt, was die zurückgelegte Distanz angeht. Freddy sagt gerade: „Das stimmt nicht!“. Es gab als obwohl noch einen Tag an dem wir noch langsamer waren…. 

Gestern regnete es wieder. In Limbazi schauten wir uns das Silbermusem an. Das Hausmuseum des Künstlers. Ziemlich große Dinge aus Silber gab es zu sehen. Das neueste Werk stellte die Flüchtlingswelle dar, die auf Europa zurollt, als Gottes Strafe für Europas Sünden. Wir waren ziemlich erschrocken.

Geschlafen haben wir dann kurz hinter Limbazi in einem uralten Holzhaus mit Sauna und Plumsklo. Es gab Gänse, Ziegen und sogar einen Spielkameraden für Motti.

Zum Abendbrot gab es sehr leckeren Fisch mit Kartoffeln. Im Gästebuch lesen wir später, dass alle Gäste sich darüber freuen, dass es leckeren Fisch mit Kartoffeln gab. Jeden Abend.

Wir dürfen die Johannisbeeren plündern und Freddy fragt vierzehn mal ob ich wirklich sicher bin, dass schwarze Johannisbeeren ungiftig sind.

Das heimliche Hobby der Letten ist nämlich Beeren sammeln und so sammeln wir fleißig, was immer uns unter die Nase kommt.

Heute Nacht schlafen wir auf einem Naturcampingplatz direkt am Meer in Estland. Nun geht die Sonne unter und wir setzen uns sehr romantisch ans Lagerfeuer.