In Talinn schlafen wir im Hotel und wollen uns so langsam wieder wie echte, normale Menschen vorkommen. Dass wir mit Campingausrüstung und dreckiger Kleidung in der Hotellobby aufkreuzen und fragen, ob man denn die Fahrräder auch irgendwo drinnen unterbringen könne, gibt natürlich sehr konsternierte Gesichter. Aber das Personal hat scheinbar früh gelernt, dass man hier Haltung bewahren muss. Wir wechseln schnell von Outdoorkleidung in „normale“ Kleidung und gehen zur Abwechslung mal zu Fuß.
Das Thema Handarbeit hat uns in Estland lange begleitet. Jedes Dörfchen verkauft etwas in seinem Touristeninformationsbüro. Es gibt wunderschöne Wollsocken, Handschuhe, Mützen und Schals in den tollsten Mustern.
In Tallinn ist sogar jeder zweite Laden so ein Souvenir- & Handarbeitengeschäft. Jannah spielt Memory mit sich selbst und erkennt die gleichen Produkte überall wieder. Ob die wohl wirklich alle mit der Hand und in Estland gefertigt wurden?
Nebenher gucken wir uns natürlich auch die Altstadt an und unzählige deutsche Touristen. In Talinn bleiben wir zwei Nächte und am ersten Tag finden wir ein tolles vegetarisches Restaurant. Ich esse brav einen Salat und Jannah bestellt sich eine Marokkanische Suppe mit Lammfleisch. Zum Nachtisch wähle ich einen Schokokuchen, der so schokoladig ist dass er durch die Schlagsahne obenauf leichter wird.
Motti badet voller Freude in einer echten Badewanne und geht früh schlafen. Ich recherchier, was man in Talinn am nächsten Tag (ein Montag) noch so sehen könne und finde ein spannendes Museum.
Am nächsten Tag gibt es dann einen Park zu sehen in dem viele Museen sind (Montags geschlossen). Wir spazieren außerdem durch die Altstadt und essen nochmal estnisches Essen. Parallel laufen viele Leute hektisch und schnell mit Karte durch die Gegend. Aber das sind gar keine Touristen! Die Meisterschafen für Orientierungslauf sind in Tallinn.Am Ende des Tages gehen wir früh ins Bett, denn der Flieger geht schon früh um 13:55 Uhr und da will einiges vorbereitet sein.
Am nächsten Tag müssen wir nach schnellem Frühstück wieder alles auf die Fahrräder laden und finden einen ziemlich verkehrsarmen Weg zum Flughafen. Ich schiebe Motti durch die Gegend und Jannah baut unsere Fahrräder um: Die Lenker werden um 90° gedreht, der Sattel muss runter und dann wird Luft aus den Rädern gelassen. Ich organisiere Altpapierkartons aus dem Müll und Frischhaltefolie aus dem nahegelegenem Superhypermarkt (er ist wirklich riesig). Dann wird alles eingewickelt.
Unser Gepäck wird eingecheckt, dann wird unser Sperrgepäck eingecheckt. Dann stellt sich raus, dass unser Fahrradwerkzeug nicht mit an Bord darf und Jannah schafft es unseren „Koffer“ zurück holen zu lassen, damit wirklich nichts und niemand im Flugzeug mit einem Zangenschlüssel geschraubt wird.
Motti schläft im Flieger erstaunlich gut und nach nur fast zwei Stunden landen wir in Berlin-Tegel. Hier verbringen wir eine gute Stunde mit dem Auspacken und erneutem Beladen unserer Fahrräder.
Der Weg von Tegel ist sehr autofreundlich, so dass wir versuchen durch das Parkplatz- & Privatgelände eines Hotels auf einen weiter hinten gelegenen Fahrradweg zu kommen. Die Fußgängerschranke ist allerdings so eng und fies gebaut, dass wirklich nur Fußgänger durchkommen. Also laden wir wieder ab und tragen unsere Räder über die Schranke.
Schlussendlich kommen wir zu Hause an und entladen unsere Räder wirklich zum letzten Mal. Zum Abendbrot gibt es ausnahmsweise Nudeln mit roter Soße und dann geht das Kind baden. Unsere Wohnung versinkt im Chaos und es gibt viel aufzuräumen aber wir sind total froh wieder hier zu sein.
Dinge die wir auf unserer Reise verloren haben
- Jannahs Mütze
- Frederiks Handtuch
- jegliche Vorurteile gegenüber Osteuropa