Türen

Nun haben wir unseren Vorrat an gutem Wetter für diese Reise wohl aufgebraucht.  
Es ist deutlich kühler geworden und Regen gibt es auch. Nachdem wir auf der Bowlingbahn unseren Rückflug von Tallinn gebucht haben, rollen wir Richtung Nõva. Wir rollen ganz langsam, wir haben nämlich noch viel Zeit. In Nova gibt es ein RMK-Informationszentrum. Dort lassen wir uns den estnischen Wald erklären und versagen ganz jämmerlich beim Baumbestimmungsquiz. Eine Biologin schaut unsere Raupen an und bestätigt eure Lösungen! Wir freuen uns sehr. 

Wenige Kilometer weiter gibt es einen wunderschönen Zeltplatz mit Badesee. Wir bauen im Nieselregen auf und abends springen erst Motti und dann ich todesmutig in den See.

Mal wieder sind wir ganz allein und wir trocknen unsere nasse Wäsche am Lagerfeuer. Jetzt riecht auch die frische Wäsche nach Räucherfisch, aber irgendwie ist das in Ordnung. Nach dem Frühstück fahren wir wieder zum Natur-Informationszentrum und verbringen die nächsten Regenschauer damit, Schmetterlinge unter dem Mikroskop anzuschauen. Unser nächster Lagerplatz ist wieder nur ein paar Kilometer weiter und so fahren wir nachmittags genüßlich durch den Wald und weichen den vielen, teils nur fingernagelgroßen, Fröschen aus.

Unser nächster Lagerplatz ist perfekt zwischen dem Meer und einem Badesee gelegen. Leider finden das auch viele andere Leute. Wir treffen die ersten nicht so netten Esten, die sich aus der Ferne darüber kaputt lachen, wie ich das Lagerfeuer anzünde. Wegen des starken Windes habe ich nämlich dicke Holzscheite als Windschutz aufgestellt und für die muss es so aussehen, als würde ich versuchen diese Holzscheite direkt anzuzünden. Ein Elend. Wir treffen einen netten Fernfahrer aus Tschechien, der zwei Sabbatjahre hat und mit seiner Frau durch die Welt fährt. Im Sommer nach Norden, im Winter nach Süden.

Wir baden im Meer und fahren morgens gerne weiter. Nach nicht mal 200m kommt ein Café, endlich. Wir treffen Wolfgang und Carola aus Ulm, die sich zum Renteneintritt ein Wohnmobil selbst gebaut haben. Sehr spektakulär, aber leider habe ich kein Foto. Wir quatschen viel und freuen uns über eine nette Reisebekanntschaft. Der von uns ausgesuchte Naturcampingplatz ist eine Katastrophe und so landen wir in einem Hotel/Jugendherberge, in welchem außer uns nur die Angestellten einer Internetfirma ihren Teamtag haben. Irgendwie witzig nach der Ruhe mit den ganzen Insekten und dem Staub wieder auf eine Horde Clickworker mit ihren Telefonkonferenzen zu treffen.

Apropos Ruhe. Motti hat gelernt, was ein Echo ist und hat eine Testreihe gestartet.

Gestern waren wir dann in einer Klosterruine. Wir klettern über Schutthaufen und steigen in die Gewölbe hinab. In Deutschland wären hier überall Verbotsschilder, Zäune und fest betonierte Steine. Hier gibt es nur ein aufgesetztes Dach und viel zu sehen.

Es fängt schon wieder an zu schütten und wir trinken Kaffee und Kali im Manor House von Padise. Als die Kellnerin unser Besteck (Zwiebelsuppe!) mit weißen Handschuhen auflegt, wissen wir: Wir sind nur leicht underdressed. Immerhin gibt es einen Hochstuhl.

Wir schlafen in einer Blockhütte bei Padise. Motti findet Türen, die sich öffnen und schließen und wieder öffnen lassen und schläft vor Überraschung aus. 

Das Werbemotto von Estland ist übrigens „positively surprising“. Wir schließen uns gerne an.

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ch

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