Nachdem wir ausführlich die Natur gesehen haben, führt uns unsere Strecke mal wieder durch eine Stadt. In Paldiski stoßen wir auf eine sehr, sehr traurige, heruntergekommene Stadt, die nur noch von ihrem (seit dem Fall des Eisernen Vorhangs nicht mehr so bedeutungsvollem) Hafen und dem Armeestützpunkt lebt. Letzteres erklärt immerhin die vielen lauten Kampfflugzeuge, der vorherigen Tage.
Paldiski lädt, wie gesagt, zum weiterfahren ein. Das Café, das unsere Karte kennt gibt es nicht mehr, so dass ich (Frederik) kurz einkaufe und wir weiterfahren wollen. Aber halt! Wir entdecken das Schild für ein Museum und finden das sehr schöne ehemalige Sommerhaus eines berühmten Estnischen Bildhauers mit Garten. Nach kurzer Besichtigung des Hauses (nur 65m²) machen wir ein ausgiebiges Picknick im Garten und Motti probiert ob die heruntergefallenen Äpfel schon essbar sind (leider nicht).
Auf einmal kommt die junge Frau, die das Museum beaufsichtigt und fragt ob sich zufällig einer von uns mit Computern auskennt, denn ihr Internet geht nicht. Ich prüfe heldenhaft ob ihr Netzwerkkabel richtig drin steckt und schon geht es wieder. Zur Belohnung gäb es einen der besseren Äpfel (ich lehne ab) und sie empfiehlt uns auf jeden Fall bis zum Meer rauszufahren, weil die Halbinsel hinter Paldiski eine sehr schöne Natur bietet.
Genau das haben wir auch vor!
Als nächstes geht’s also wieder in Richtung Küste. Neben weiterem MIlitärsperrgebiet sehen wir den Leuchtturm und ein einsames Café mit schönem Blick aufs Meer. Die Fahrradstrecke wird dann doch nochmal anstrengend, und wir schieben unsere Räder ächzend durch Sand und werden von Mücken verfolgt. Am Ende werden wir allerdings belohnt: Unser Naturzeltplatz ist wieder direkt am Meer und sehr einsam. Ich baue das Zelt auf und dann beginnt der Regen, so dass wir mit Motti ins Zelt fliehen und dort etwas spielen. Nach etwa einer Stunde setzt der Regen aus und wir können mit unserem gewohnten Programm weitermachen.
Kurz nachdem wir aus dem Zelt gekrochen kommen, erhalten wir allerdings doch noch Besuch. EIn Deutsch-Französisches Paar aus der Bretagne bzw. Gevelsberg, die soeben aus Tallinn gekommen sind und ebenfalls sehr über den Weg fluchen.
Jannah macht währenddessen ein Lagerfeuer und es gibt Nudeln. Dann wird Meerwasser im Kochtopf erwärmt, damit das Kind baden kann und die Nachbarn gehen früh schlafen.
Als alle anderen im Bett sind, entscheiden Jannah und ich nochmal ein letztes Mal ins Meer zu springen und uns am Lagerfeuer aufzuwärmen. Das Meerwasser ist angenehm und die Mücken freuen sich auch.