Archiv für den Monat: Juli 2018

Hinter Wien ist anders

Der Radweg zwischen Passau und Wien ist nicht nur wunderschön, sondern auch perfekt ausgebaut und voll mit Radreisenden, die auf dem Elektrorad ihr Kreuzfahrtschiff verfolgen.

Jetzt also Wildnis. Kurz hinter Wien steht ein nackter Mann auf dem Fahrradweg. „Warum?“ tönt es vom Kindersitz. Armer Vater.

Wir fahren in den Nationalpark Lobau und überholen zwei Australier auf ihren Klapprädern, die wir vor einigen Tagen (ich glaube Krems) schon einmal getroffen haben. Es wird fleißig gewinkt, angehalten wird nicht, die Kleine schläft nämlich. Dann folgt eine Umleitung, die mit „Umleitung“ beschildert ist. Wir denken an die Australier und hoffen, dass sie zurecht kommen. Da wir auf die Südseite der Donau wechseln wollen, alles nicht so wild für uns. In Orth essen wir geeiste Gurkensuppe und Kräutersaiblinge. Der Bub schlürft seine Frittatensuppe, mhh.

Noch eine kurze Pause, dann auf zur Fähre. Es gibt nur einen Liegeplatz und an dem ist schon eine Cafe-Schiff festgemacht. Für die Fähre muss man erst auf das Cafe-Schiff und dann auf der anderen Seite von Cafe-Schiff auf die Fähre steigen. Die ist in Wirklichkeit ein Katamaran auf den allerhöchens fünf Leute mit Fahrrad passen. Wir steigen über und schon brausen wir ans andere Ufer. Freddy sucht den Steg. Pustekuchen, wir werden direkt am Ufer abgesetzt und werfen erstmal ordentlich Steine in die Donau.

Hier setzte die Fähre von Orth und ab:

Nun nur noch wenige Meter durch den Schlamm und schon stehen wir wieder auf unserem Fahrradweg. Der Weg ist so steil, dass wir endlich Mal wieder schieben müssen, dann sausen wir mit viel Rückenwind an Sonnenblumenfeldern vorbei nach Petronell-Carnutum. Wir müssen noch einkaufen und wollen auch noch den Archäologiepark besichtigen. Der Supermarkt in Petronell-Carnutum schließt freitags bereits um zwölf und der Archäologiepark war auch schon dabei die Bürgersteige hoch zu klappen. Ohje. Wir fahren zur Tennishalle mit angeschlossenem Zeltplatz und treffen die Australier wieder. Die hatten zwar die Umleitung verstanden, aber sie Fähre nicht gefunden und waren einen riesigen Umweg über die nächste Brücke gefahren. Sie sind sehr nett und wir quatschen viel. Dann essen sie, wie jeden Abend, Baked Beans in Tomatensoße, weil sie die restlichen Sachen im Supermarkt nicht lesen können und sich nicht trauen etwas anderes zu kaufen. Ohje!

Aber immer noch besser als bei uns. Da wir nicht einkaufen konnten hab es zu Abend die ganzen Reste von unten ist der Vorratstasche. Reiswaffeln, Paprika, Bananen, alte Brezeln und sogar eine Tüte Pistazien hat sich noch gefunden. Das Frühstück gibt es dann morgen außerhäusig. Das wird spannend.

Hier zelten wir heute, gerade regnet es und Papa liest eine Prinzessinnen-Gutenachtgeschichte vor.

Da hilft nur noch Hubschraubereinsatz

Wir verlassen Krems Richtung Osten. Eigentlich würden wir gerne am Beinah-AKW Zwentendorf Rast machen, aber das ist dann doch etwas weit, so dass wir bei Traismauer einen Zwischenstopp einlegen. Wir futtern Eiskaffee und Marilleneis, über uns wächst ein Baum, dessen Früchte wir nicht gleich erkennen. Wir pflücken eine und versuchen diese zu öffnen. Wenig später bringt ein beherzter Schlag mit einem großen Stein eine unreife Wahlnuss zum Vorschein. Spannend. Spannenderweise sind nun meine Hände dunkelbraun gefärbt. Mit schlafenden Kindern im Gepäck fahren wir am Beinah-AKW vorbei (ging nie in Betrieb) Richtung Tulln. Tulln ist für seine Parks und öffentlichen Gärten bekannt. Der Egon-Schiele-Weg bringt uns zu einem tollen Spielplatz, auf dem amerikanische Kinder voll Freude die ganzen gefährlichen Spielgeräte (Seilbahn) ausprobieren. Wir trinken Gartenkräuter-Limonade vom Alpenverein und schauen anschließend den Wasserskifahrern zu (wow!). Unser Zeltplatz liegt kurz hinter Tulln, hier angekommen zahlen wir 33€ (!). Neben uns zeltet Nora mit ihrem Bruder und ihren Eltern. Es ist Liebe auf den ersten Blick. Die beiden verstecken sich auf einem Baumstamm unter einer Trauerweide uns sind erstmal beschäftigt. Noras Eltern kommen aus Wien und wir bekommen Reisetipps für Kinder.

Nach Tulln wird es sehr heiß. Viel zu heiß zum Radfahren. Wir schaffen es gerade noch bis zum nächsten Badesee und kaufen uns mit letzter Kraft ein Eis. Gut abgekühlt trauen wir uns wenigevStunden später wieder hinaus in die Hitze, die Karte sagt, dass es noch 14 km bis zur Donauinsel sind, diese ist bewaldet und wir freuen uns sehr auf die kühle Waldluft.

Die Donauinsel liegt in der Donau, ist 20 km lang und hat nicht viele Bäume. Puh. Wenigstens schlafen die Kinder. Wir zockeln und werden immer langsamer. Nach etwa 10 km dann der empfohlene Wasserspielplatz. Definitiv der schönste Wasserspielplatz, den ich bisher gesehen habe und auch an einem Donnerstag ist halb Wien hier und kühlt sich ab.

Abends fahren wir zum Zeltplatz, der malerisch zwischen Autobahnlinie und Eisenbahnstrecke gelegen ist. Der Zeltplatz ist unglaublich voll, aber wir treffen einen Vater mit seinem Sohn wieder, denen wir schon mehrfach begegnet sind. Nachts bleibt die Laterne über unserem Zelt die ganze Nacht an und abends kreisen zwei Hubschrauber mit Suchscheinwerfern in der Nähe. Großstadtzeltplätze sind echt besonders.

Dazu passt, das wir vor Tagen schon Max Goldts „Hubschraubereinsatz“ auf „Da hilft nur noch Fischwanderhilfe“ umgedichtet haben und dies nun bei jeder passenden oder nicht passenden Gelegenheit schmettern.

„Also hier heißen die Marillen!“

Der Streckenabschnitt vor Krems ist wirklich zauberhaft. Es geht erst durch Marillenplantagen, dann durch Weinberge. Überall stehen kleine Tische mit Marmelade, Obst und Schnaps mit Kassa am Wegesrand. Das heißt, es würden stehen, denn bereits gegen Mittag haben die Kreuzfahrer alles aufgekauft und uns begrüßen nur noch leere Schalen und Preisschilder. Abends auf dem Schiff wird dann sicher der „very nice“ hausgebrannte Schnaps verköstigt. Wenigstens eine Flasche Marillensaft können wir ergattern. Himmlisch, wir genießen in der Mittagspause auf einem Spielplatz mit Marillenbaum. Also gibt es zum Saft auch noch sonnenwarme, vollreife Marillen.

Hier Mal ein Foto, auf dem man sieht, was ich mir den ganzen Tag angucke. Wichtig ist der kleine spitze Zeigefinger, der ab und zu links oder rechts raussticht. Dann darf Papa wieder erklären. Weinbau, Kläranlage oder so.

Wir verbringen die Nacht in Krems. Eine kleine, aber gut durchsanierte Stadt, in welcher die Kreuzfahrtschiffe anhalten. Wir kriegen einen kleinen Stadtkoller und flüchten auf den Zeltplatz, wo der Große eine rote Katze und zwei Reiseradlerkinder aus Tschechien kennen lernt.

Gestern haben wir unsere Reifen aufgepumpt. Hätten wir längst tun sollen, aber mit Kindern ist so ein Zwischenstopp an der Tankstelle echt ein Akt. Nun sind wir auf jeden Fall wie der Wind unterwegs und haben gerade unsere Mittagspause mit einem Eis beendet.

Avalon Passion

Endlich wieder Sonnenschein. Wir satteln wieder auf. Heute soll es nach Au gehen. Hier soll es einen richtig schönen Zeltplatz mit „so Zeug für Kinder“ geben. Zuvor machen wir aber Pause in Mauthausen. Der Große findet einen Spielkameraden und friedlich werden gemeinsam Blaubeeren gemümmelt. Der Campingplatz in Au ist wirklich toll. Alles vom Feinsten und es gibt auf dem Spielplatz _fünf_ Kinderkarussells, der Nachmittag ist also gesichert. Morgens gleich nach dem Frühstück wird dann auch gleich weiter karussellt.

Auf dem Weg nach Grein machen wir halt an einem Kelten-Freilichtmuseum. Wir probieren die Schubkarre aus, füttern die Ziegen und probieren das Roggenbrot aus dem Keltenofen.

Es gibt auch eine keltische Bohrmaschine und einen Brunnen mit geschnitzter Schöpfkelle. Ein Fest, von dem wir uns nur schwer loseisen können.

Wir schlafen in Grein auf einem Campingplatz, die Kinder müssen beide 4,20€ für die Übernachtung zahlen, dafür gibt es aber nicht einmal einen Sandkasten.

Zu Abend gibt es endlich Mal wieder Schnitzel mit Pommes, diesmal mit Backerbsensuppe.

Gestern haben wir in der Mittagspause das Wasserkraftwerk in Ybbs besichtigt. Das Kind hat viele Fragen gestellt und sich den Unterschied zwischen Francis und Kaplan-Turbinen erklären lassen. Geschlafen haben wir in Melk. Hier gibt es einen schicken Stift, deshalb legen hier die Kreuzfahrtschiffe an. Die amerikanischen Senioren sind sehr begeistert und wir freuen uns über die schönen Namen der Schiffe. Bis jetzt gesammelt haben wir: Monarch Princess, Emerald Destiny, Chrystal Mozart und Avalon Passion. Ziemlich sicher, dass die zufällig generiert werden.

Am Fährmann sind die verschiedenen Pegelstände angeschrieben. Die Touris fotografieren fleißig, während sie auf die Busse zum Stift warten. Das Haus wurde übrigens Anno 1984 erbaut.